Ich frag für ne Freundin: Was löst Stuhldrang kurz nach dem Essen aus?
Mögliche Auslöser von Stuhldrang und Stuhlgang direkt nach dem Essen sind:
Lebensmittel-Unverträglichkeiten und Allergien
Psychischer Stress und Angst
Fettverdauungsstörungen
Gesteigerter gastrokolischer Reflex
Reizdarmsyndrom
Bestimmte Erkrankungen wie Gallensäureverlust-Syndrom oder Schilddrüsenüberfunktion
Nebenwirkungen von Medikamenten
Lies den Artikel, um mehr zu erfahren.
In diesem Artikel beschreibe ich 7 mögliche Gründe für Stuhldrang direkt nach dem Essen. Also das Gefühl, dass man direkt nach dem Essen aufs Klo könnte und Stuhlgang hat.
Mehrere von euch hatten eine Frage über den “Drang kurz nach dem Essen aufs Klo gehen zu müssen”:
Meine Freundin muss immer direkt nach dem Essen aufs Klo. Ist das normal?
Meine Freundin hat immer direkt nach dem Essen Stuhlgang. Was stimmt nicht mit ihrer Verdauung?
Woran kann es liegen, dass man kurz nach dem Essen kacken muss?
Mit dieser Frage ist deine Freundin nicht allein! Die Sache mit dem Stuhldrang kurz nach dem Essen werde ich tatsächlich öfter gefragt. Manchen kommt es so vor, als würde das Essen, was sie gerade gegessen haben, sofort wieder “hinten rauskommen”.
Disclaimer: Ich bin keine Ärztin, sondern Ernährungsberaterin. Bei mir bekommst du keine Diagnosen und keinen medizinischen Rat. Sollte es dir schlecht gehen, dann such bitte einen Arzt oder eine Ärztin auf.
Verstärkter Stuhldrang nach dem Essen kann ausgelöst werden durch:
Lebensmittel-Unverträglichkeiten und Allergien
Psychischer Stress und Angst
Fettverdauungsstörungen
Gesteigerter gastrokolischer Reflex
Reizdarmsyndrom
Bestimmte Erkrankungen wie Gallensäureverlust-Syndrom oder Schilddrüsenüberfunktion
Nebenwirkungen von Medikamenten
1. Sofortiger Stuhldrang durch Lebensmittelunverträglichkeiten und -allergien
Ein möglicher Auslöser für diesen Stuhldrang kurz nach dem Essen kann eine unerkannte Nahrungsmittelunverträglichkeit oder Lebensmittelallergie sein.
Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind gar nicht so selten. Studien zufolge haben bis zu 20% der Menschen eine Unverträglichkeit auf ein bestimmtes Lebensmittel.
Eine Nahrungsmittelunverträglichkeit kann gegen bestimmte Lebensmittel oder Nahrungsmittelbestandteile auftreten, die du regelmäßig isst. Es handelt sich meist um einen Enzymmangel oder -defekt. Deswegen werden bei Unverträglichkeiten kleinere Mengen der Lebensmittel meist ganz gut vertragen und erst größere Mengen lösen Verdauungsbeschwerden aus. Welche Menge bei dir Verdauungsbeschwerden auslöst, ist ganz individuell.
Zu den häufigsten Nahrungsmittelunverträglichkeiten gehören:
Laktoseintoleranz: Wenn man den Milchzucker (aka die Laktose) in Milch und anderen Milchprodukten nicht verträgt.
Fruktose-Unverträglichkeit = Fruktosemalabsorption: Wenn man den Fruchtzucker (aka die Fruktose), der hauptsächlich in Obst, Säften und Honig vorkommt, nicht gut verträgt, weil er im Darm nicht aufgenommen werden kann.
Schlechte Verträglichkeit von FODMAPs: bei Menschen mit Reizdarmsyndrom.
Lebensmittelallergien unterscheiden sich deutlich von Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Bei ihnen ist es nämlich eine Reaktion deines Immunsystems. Bei Allergien denkt man meist an Heuschnupfen, Hautkribbeln, geschwollene Lippen oder einen kratzenden Hals. Aber Lebensmittelallergien können neben solchen Symptomen auch Verdauungsprobleme auslösen. Schließlich gehen die Lebensmittel ja durch deinen Magen-Darm-Trakt.
Es gibt Lebensmittelallergien, auf die Menschen mit schweren allergischen Symptomen reagieren. Die Mehrzahl der Lebensmittelallergien äußert sich jedoch mit (leichten) Verdauungssymptomen wie Blähbauch inklusive Bauchschmerzen, häufigem Stuhlgang und eben auch verstärktem Stuhldrang nach dem Verzehr des betreffenden Lebensmittels.
Häufige Lebensmittelallergien bei Erwachsenen:
Milch (die Milcheiweißallergie ist nicht zu verwechseln mit einer Laktoseintoleranz)
Nüsse (Walnüsse, Haselnüsse, Mandeln etc.)
Erdnüsse
Soja
Meeresfrüchte
Fisch
Eier
Weizen
Birkenpollen-Kreuzallergien z.B. Äpfel
Lebensmittelallergien kommen sehr viel seltener vor als Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Nur etwa 2-5% der Erwachsenen leiden an einer Lebensmittelallergie.
Wenn du einen Zusammenhang zwischen bestimmten Lebensmitteln und der Häufigkeit des Stuhlgangs nach einer Mahlzeit feststellst, dann hör nicht einfach auf ganze Lebensmittelgruppen zu essen. Hol dir Hilfe bei einer spezialisierten Ärztin oder Ernährungsberaterin.
2. Gesteigerter Stuhldrang durch psychischen Stress und Angst
Wenn du eine wichtige Präsentation halten musst, dann kann es sein, dass dein Darm sensibler reagiert als sonst und du sofort nach dem Essen aufs Klo musst.
Aber nicht nur akute Stresssituationen, sondern auch chronischer Stress können einen gesteigerten Stuhldrang auslösen oder die Häufigkeit deiner Toilettenbesuche erhöhen.
Das Verdauungssystem wird auch als zweites Gehirn bezeichnet, weil so viele Nerven mit ihm verbunden sind. Also ist es nicht verwunderlich, dass dein Magen-Darm-Trakt schnell und deutlich auf Stress reagiert.
Dein Verdauungssystem kann mit Sodbrennen, Durchfall, aber auch Verstopfung, Bauchschmerzen und erhöhtem Stuhldrang reagieren, wenn du gestresst bist. Stress kann auch einen gesteigerten gastrokolischen Reflex bedingen - mehr dazu weiter unten.
Was stresst oder besorgt dich?
Ist es die Zahl deiner Projekte im Job?
Deine Beziehung?
Grübelst du viel über die Zukunft nach?
Versuche herauszufinden, was dir hilft mit Stress und Angst in deinem Leben besser umzugehen. Such dir Hilfe, wenn du nicht weiter weißt. Stressmanagement, Yoga, Meditation und Gesprächstherapien können bei Verdauungsstörungen helfen.
3. Verstärkter Stuhldrang durch Fettverdauungsstörungen
Vielleicht ist dir schon aufgefallen, dass du immer dann einen gesteigerten Stuhldrang hast, wenn du etwas Fettiges oder Frittiertes gegessen hast.
Wenn du an einer Fettverdauungsstörung leidest, dann kann kurz nach dem Verzehr von fettigem Essen Stuhlgang ausgelöst werden.
Bei einer Fettverdauungsstörung glänzt dein Stuhl fettig. Manchmal erscheint er eher gelblich als braun. Außerdem hinterlässt er Streifen oder klebrige Stuhlreste in der Toilette, nachdem du gespült hast.
Musst du dein Klo nach dem Stuhlgang immer mit der Klobürste schrubben?
Es lohnt sich, den Blick in die Toilettenschüssel zu werfen, wenn du einen gesteigerten Stuhldrang bemerkst.
4. Starker Stuhldrang durch gesteigerten gastrokolischen Reflex
Dein gastrokolischer Reflex ist ein Teil deiner Verdauungssteuerung, die einsetzt wenn du etwas isst.
Dieser Reflex setzt circa 15 Minuten nach dem Essen ein und sorgt dafür, dass im Darm Platz gemacht wird.
Der Begriff “Reflex” ist eigentlich etwas irreführend. Denn es handelt sich bei diesem Vorgang nicht um einen rein mechanischen Reflex, sondern ein komplexes System, in dem auch Hormone eine Rolle spielen. Aber vereinfacht dargestellt, funktioniert er so:
Im Mund, in der Speiseröhre und im Magen befinden sich Dehnungsrezeptoren. Wenn du etwas isst, dann werden diese Informationen an den Darm weitergeleitet. Dein Darm reagiert dann mit Muskelkontraktionen. Im Dickdarm wird der Darminhalt (Stuhl) weiter Richtung Ausgang geschoben. Wenn der Stuhl im allerletzten Darmabschnitt (Rektum) angekommen ist, dann setzt der Drang ein aufs Klo gehen zu müssen.
Ist der gastrokolische Reflex gesteigert, dann kann es sein, dass du mehrmals am Tag Stuhlgang hast.
Du solltest einen Arzt/eine Ärztin aufsuchen, wenn du Folgendes bemerkst:
häufiger Stuhlgang mit Durchfall
Blut oder Schleim im Stuhl
Bauchschmerzen, die auch nach dem Stuhlgang nicht besser werden
ungewollte Gewichtsabnahme
5. Stuhldrang kurz nach dem Essen durch das Reizdarmsyndrom
Häufiger Drang aufs Klo gehen zu müssen und mehrmals am Tag Stuhlgang? Da kann auch das Reizdarmsyndrom hinter stecken.
Weltweit sind ca. 15-20 Prozent der Bevölkerung vom Reizdarmsyndrom betroffen.
Es kann sein, dass du einen Reizdarm hast, ohne es zu wissen.
Bemerkst du seit einem halben Jahr immer wieder Bauchschmerzen?
Hast du seit drei Monaten mindestens einmal pro Woche Bauchschmerzen?
Wenn du Bauchschmerzen hast, hast du zusätzlich mindestens zwei der folgende Symptome bemerkt:
häufigen oder seltenen Stuhlgang? Hat sich verändert, wie häufig du “groß musst”?
veränderte Stuhlkonsistenz? Ist dein Stuhl weicher oder fester geworden?
anderes Gefühl nach dem Stuhlgang? Werden die Bauchschmerzen besser oder schlechter nach dem Stuhlgang? Fühlst du dich erleichtert?
Wenn du alle oder den Großteil der Fragen mit “Ja” beantwortet hast, dann könnte es sein, dass du an einem Reizdarmsyndrom leidest. Mach dir am besten gleich einen Termin beim Gastroenterologen und kläre das ab. Du kannst dich nicht selbst diagnostizieren.
Finde heraus, wie die Low-FODMAP-Diät dir helfen kann, deine Reizdarmsymptome zu verbessern:
6. Verstärkter Stuhldrang durch Nebenwirkungen von Medikamenten
Manche Medikamente können einen verstärkten Stuhldrang kurz nach dem Essen auslösen.
Denn Medikamente können die Darmbewegung anregen oder verlangsamen, deine Darmflora (aka dein intestinales Mikrobiom 🤓) verändern oder die Aufnahme von Nährstoffen beeinflussen.
Ich bin keine Ärztin, also sprich am besten dein medizinisches Fachpersonal an, ob deine Medikamente deinen Stuhlgang beeinflussen könnten.
Übrigens können auch Nahrungsergänzungsmittel deine Verdauung negativ beeinflussen. Gut gemeinte Supplemente können bei Überdosierung oder wenn du sensibel reagierst, Durchfall oder Verstopfung auslösen. Hier kenne ich mich gut aus. Dazu werde ich bald einen Blogpost veröffentlichen.
7. Gesteigerter Stuhldrang durch Erkrankungen
Es ist nicht sonderlich verwunderlich, dass bestimmte Erkrankungen deine Verdauung beeinflussen können, oder?
Es gibt viele Erkrankungen, die einen gesteigerten Stuhldrang kurz nach dem Essen auslösen können. Dazu gehören neben einer Schilddrüsenüberfunktion insbesondere Erkrankungen des Verdauungssystems wie das Gallensäureverlustsyndrom oder die chronisch entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa.
Weitere Dinge, die Stuhlgang direkt nach dem Essen auslösen können:
Kaffeekonsum
sehr große Mahlzeiten
feurig-scharfe Gerichte
Zöliakie
verdorbenes Essen
☝TIPP☝ Erfahre mehr über eine darmfreundliche Ernährung in meinen Ernährungskursen und Ernährungsworkshops. Wenn du Interesse an mehr Informationen hast, dann kontaktiere mich über den untenstehenden Button “Mehr erfahren”.
Wie häufig hast du Fragen, zu denen du unglaublich gerne die Antwort hättest, aber allein die Frage ist dir unangenehm?
Warum zum Teufel bin ich so aufgebläht und was kann ich verdammt nochmal dagegen tun?
Warum bekommt man von Alkohol Durchfall?
Es gibt Fragen, die stellt man lieber anonym dem Internet. Würdest du diese Fragen mit deinen Freund*innen und Kolleg*innen zu diskutieren? Eher nicht.
Deswegen habe ich diese Serie erstellt. In “Ich frag für ‘ne Freundin…” beantworte ich eure peinlichsten Fragen zu den Themen Verdauung und Ernährung.
Hast auch du eine unangenehme Frage? Dir muss nichts peinlich sein! Deine Frage ist anonym und außerdem beschäftige mich in meinem beruflichen Alltag täglich mit diesen Themen.
