So beeinflussen Hormone deinen Reizdarm

In diesem Artikel wird das Zusammenspiel deiner Hormone und deiner Verdauungsbeschwerden einfach erklärt. Wenn du dich auch schon gefragt hast, ob deine Hormone Durchfall, Verstopfung oder andere Reizdarmsyndrom-Symptome auslösen, dann lies weiter! Es ist super spannend, finde ich.

Du erfährst:

Welche Geschlechtshormone eine Rolle beim Reizdarmsyndrom spielen können.

Warum Veränderungen deiner Reizdarm-Symptome während des Menstruationszyklus auftreten können.

Wie das Reizdarmsyndrom mit PCOS, Endometriose und Menopause in Verbindung gebracht wird.

Was du tun kannst.

Weitere Informationen dazu, wie du deinen Körper unterstützen kannst, kannst du in den weiteren Artikeln auf meinem Blog lesen.

In meiner Beratungspraxis berate ich viele Frauen mit Reizdarmsyndrom und Verdauungsbeschwerden. Die Rolle der Hormone ist typischerweise ein Element, das vorher noch nicht betrachtet wurde. Dabei ist es eine der häufigsten Fragen, die mir gestellt wird, ob Hormone eine Rolle beim Reizdarmsyndrom spielen könnten. Vor allem Frauen mit Reizdarmsyndrom bemerken Veränderungen ihrer Symptome im Laufe des Menstruationszyklus. 

Hormone sind die Projektmanager in deinem Körper, die dafür sorgen, dass Dinge erledigt werden und Prozesse reibungslos ablaufen.

Hormone helfen deinem Körper also zu funktionieren. Das ist ihre Aufgabe. Doch leider können bestimmte Hormone auch Verdauungsbeschwerden auslösen und Reizdarmsymptome verschlimmern

Reizdarm, Hormone und Frauen

In einer Sache sind sich die Experten sicher: Das Geschlecht spielt eine Rolle. 

Frauen sind etwa doppelt so häufig von Reizdarmsyndrom betroffen wie Männer.

Immer mehr Forschungsergebnisse zeigen, dass Geschlechtshormone wie Östrogen und Progesteron der Grund dafür sein könnten. Sie können Einfluss auf die Symptome des Reizdarmsyndroms haben, was erklären könnte, warum Frauen zu verschiedenen Zeitpunkten ihres Menstruationszyklus unterschiedliche Reizdarm-Symptome haben.

Frauen klagen tendenziell häufiger über Verstopfung, Blähungen, Bauchschmerzen und unvollständigen Stuhlgang, während Männer häufiger Durchfall haben.
Interessanterweise zeigen mehrere Studien, dass Frauen eine langsamere Transitzeit haben, d.h. es dauert länger, bis die Nahrung den gesamten Verdauungstrakt durchlaufen hat. 

Im Vergleich zu gesunden Frauen und Männern mit Reizdarmsyndrom neigen Frauen mit Reizdarmsyndrom auch häufiger zu Angstzuständen und Depressionen. Das Reizdarmsyndrom kann die Lebensqualität beeinträchtigen, und diese negativen Auswirkungen scheinen bei Frauen häufiger aufzutreten. 

Sexualhormone und Reizdarm

Zu den Sexualhormonen gehören u.a. Östrogen, Progesteron und Testosteron.

Diese Hormone spielen eine besonders wichtige Rolle für die Funktion und bei Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts. Sie beeinflussen die Darmbewegung, die viszerale Sensibilität, die Darmdurchlässigkeit, die Immunaktivierung der Darmschleimhaut und die Darm-Hirn-Achse. 

Sexualhormone können die Darmfunktion verändern und die Symptome des Reizdarmsyndroms beeinflussen und sogar auslösen. Denn die Zellen in deinem Darm verfügen über sogenannte Rezeptoren, an die sich die Hormone anlagern können.

Da dies für Frauen ein größeres Problem ist und Frauen einen schwankenden Hormonzyklus haben, konzentriere ich mich in diesem Artikel hauptsächlich auf Frauen. Denn wir wissen, dass mehr Frauen als Männer vom Reizdarmsyndrom betroffen sind.

Östrogen

Östrogen kannst du dir wie Beyoncé vorstellen: Die Queen der weiblichen Sexhormone. Östrogen ist ein dominantes Hormon während der Follikelphase und die Menge an Östrogen erreicht kurz vor dem Eisprung ihren Höhepunkt. 

Östrogen trägt dazu bei, dass der Körper mehr von dem Wohlfühlhormon Serotonin produziert. So sorgt Östrogen dafür, dass wir Schmerzen besser ertragen und Bauchkrämpfe nicht ganz so doll weh tun. Wenn der Östrogenspiegel niedrig ist, sind wir anfälliger für Unterleibsschmerzen und Krämpfe.

Progesteron

Progesteron ist eher das “Chill-und-Relax” Hormon. Es übernimmt nach dem Eisprung das Zepter und ist dominant während der Lutealphase. In dieser Phase bereitet Progesteron die Gebärmutter auf die Einnistung der Eizelle vor.

Testosteron

Testosteron ist ja als männliches Sexhormon bekannt. Aber auch Frauen produzieren Testosteron. Die Menge an Testosteron erreicht während des Eisprungs seinen höchsten Wert. Das sorgt dafür, dass wir in dieser Zeit besonders selbstbewusst sind und auf natürliche Weise unsere Lust auf Sex gesteigert wird. 

Im Zusammenhang mit Magen-Darm-Problemen ist außerdem die hormonähnliche Substanz Prostaglandin wichtig.

Menstruationszyklus, Periode und Reizdarm

Im Laufe des Monats steigen und fallen die Sexualhormone im weiblichen Körper in einem eingespielten Rhythmus. Da ist es nur logisch, dass in einer wissenschaftlichen Studie etwa 40% der Frauen mit Reizdarmsyndrom angaben, dass ihre Verdauungsprobleme und Symptome mit dem Menstruationszyklus schwanken. 

Um die Rolle der Sexualhormone bei den Symptomen des Reizdarmsyndroms zu verstehen, ist es wichtig, den Menstruationszyklus zu kennen, der in vier Teile unterteilt ist: Menstruation, Follikelphase, Eisprung und Lutealphase.

Menstruation

Die Menstruation, also deine Periode, wird als Beginn des Menstruationszyklus betrachtet. In dieser Phase wird die Gebärmutterschleimhaut abgestoßen, wenn keine Befruchtung stattgefunden hat und du nicht schwanger bist.

Während der Periode zirkulieren besonders viele Prostaglandine durch dein Blut. Diese erhöhten Prostaglandin-Werte können die Ursache für Unterleibsschmerzen, Blähungen, Übelkeit und diesem aufgeblähten Gefühl während der Periode sein. 

Außerdem stimuliert Prostaglandin die Darmbewegung, was zu häufigeren Stuhlgängen und einer weichen Stuhlkonsistenz während der Periode führen kann.

Lies mehr hier:
Warum hat man während der Periode so komischen Stuhlgang?

 

Studien zeigen, dass Frauen, die an einem Reizdarmsyndrom leiden, auch schlimmere Menstruationsbeschwerden während der Periode zu haben scheinen. Dazu gehören neben Verdauungsproblemen vor allem Schmerzen.

Interessanterweise sind zwar die Menstruationsbeschwerden der Frauen mit Reizdarm stärker, doch die Menge der Hormone im Körper ist nicht anders als bei Frauen ohne Reizdarmsyndrom. 

Das deutet darauf hin, dass eine erhöhte Schmerzempfindlichkeit des Darms (die sogenannte viszerale Hypersensitivität) ein Schlüsselfaktor des Reizdarmsyndroms ist, der durch hormonelle Veränderungen beeinflusst wird. Frauen mit Reizdarmsyndrom reagieren stärker auf die hormonellen Schwankungen als gesunde Frauen. 

Follikelphase

Die Follikelphase umfasst den Zeitraum zwischen dem ersten Tag der Menstruation und dem Eisprung, überschneidet sich also mit der Menstruation und überbrückt die Zeit bis zum Eisprung. In der Follikelphase baut sich die Gebärmutterschleimhaut nach der Menstruation neu auf und mindestens eine Eizelle reift heran.
In der Mitte der Follikelphase steigt die Menge des Östrogens (dein Beyoncé-Hormon) stark an.

Das macht dich weniger schmerzempfindlich und gibt dir mehr Energie.

Eisprung

Der Eisprung ist die Freisetzung der Eizelle aus dem Eierstock, die in der Mitte des Menstruationszyklus stattfindet. Der Östrogenspiegel hat zu Beginn des Eisprungs seinen Höchststand erreicht und fällt danach deutlich ab. Das kann zu einer Zunahme von Verstopfung und Blähungen führen.

Lutealphase

Die Lutealphase umfasst die Zeit zwischen dem Eisprung und dem Beginn der Periode, in der sich der Körper auf eine mögliche Schwangerschaft vorbereitet. In dieser Zeit wird Progesteron (dein Chill-und-Relax Hormon) produziert, erreicht seinen Höchststand und fällt dann ab. Der Rückgang des Progesterons vor der Menstruation kann bei Menschen mit Reizdarmsyndrom Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall und Übelkeit verursachen. 

Ein paar weiterer interessante Fakten

Frauen mit Reizdarmsyndrom leiden häufiger als gesunde Frauen unter Dysmenorrhoe , also einem Ausbleiben der Menstruation. 

Frauen mit PCOS (polyzystischen Ovarialsyndrom), einer endokrinen Störung, sind häufiger von einem Reizdarmsyndrom betroffen. PCOS führt häufig zu einem unregelmäßigen Menstruationszyklen und kann zum Ausbleiben der Periode führen. 

Eine Schwangerschaft verursacht häufig die folgenden Veränderungen:

  • verminderte Schmerzempfindlichkeit

  • weniger Verdauungsschmerzen

  • Verschlimmerung von Verstopfung

Abgesehen vom Menstruationszyklus beeinflussen anderen Faktoren den Hormonhaushalt: Dazu gehören Antibabypillen, Hormonersatztherapie, Medikamente zur Östrogen-Unterdrückung und die Wechseljahre. Sie alle können die Symptome des Reizdarmsyndroms beeinflussen.

Menopause und Reizdarm

Wie du jetzt weißt, können Sexualhormone wie Östrogen eine Reihe von Funktionen im Zusammenhang mit der Verdauung beeinflussen, darunter die Darmmotilität (Verdauungsaktivität), die Barrierefunktion des Darms und die Aktivierung des Immunsystems in der Darmwand.

Mit den Wechseljahren sinkt auch der Spiegel der Sexualhormone. 

In der Menopause (Wechseljahren) kommt es häufig zu den folgenden Veränderungen, die wahrscheinlich mit einem Rückgang der weiblichen Geschlechtshormone zusammenhängen:

  • Verringerung der allgemeinen Reizdarm-Symptome

  • Vermehrtes Auftreten von Verstopfung

  • Die Einnahme von Östrogenen im Rahmen einer Hormonersatztherapie vor oder nach der Menopause ist ein bekannter Risikofaktor für das Reizdarmsyndrom

Bei einigen Frauen bessert sich das Reizdarmsyndrom nach der Menopause, wenn die monatlichen hormonellen Veränderungen aufhören. Andererseits berichtete mehr als ein Drittel der Frauen in den Wechseljahren über Reizdarm-ähnliche Symptome wie Blähungen. Deswegen sind weitere Forschungen zu diesem Thema wichtig.

Endometriose und Reizdarm

In den letzten Jahren gab es überzeugende Beweise dafür, dass ein Zusammenhang zwischen den Symptomen des Reizdarmsyndroms und der Endometriose besteht. Bei Frauen mit Endometriose ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie auch Symptome des Reizdarmsyndroms haben, um 3,5 Prozent höher.


Das Reizdarmsyndrom und Endometriose weisen mehrere sich überschneidende Symptome auf, z. B. 

  • erhöhte Schmerzempfindlichkeit des Darms (viszerale Hypersensitivität)

  • Unterleibsschmerzen

  • Blähungen, Durchfall und Verstopfung


Es wird oft empfohlen, eine Endometriose auszuschließen, bevor man bei Frauen ein Reizdarmsyndrom diagnostiziert. Denn die Symptome verschwinden häufig, wenn die Endometriose medizinisch oder chirurgisch behandelt wird. 

Einige Mediziner vermuten, dass eine FODMAP-arme Ernährung zur Verbesserung der Verdauungsbeschwerden bei Endometriose-Patientinnen beitragen kann. 

Was du bei hormonell bedingten Reizdarmsymptomen tun kannst

Die Symptome des Reizdarmsyndroms werden bei Frauen stark von den Sexualhormonen beeinflusst. Das erklärt, warum die Symptome des Reizdarmsyndroms häufig vor der Menstruation und nach dem Eisprung schlimmer sein können. 

Dies erklärt auch, warum sich die Symptome während der Schwangerschaft und in den Wechseljahren verändern können. Dies könnte auch erklären, warum das Reizdarmsyndrom in der Regel zwischen der Pubertät und der Menopause auftritt und warum mehr Frauen als Männer von diesem Problem betroffen sind.

Führe ein Symptom-Tagebuch

Das Erste, was du tun kannst, ist das Führen eines Tagebuchs.
Mache dir bewusst, wie sich deine Symptome im Laufe des Monats verändern und ob auch du ein Muster deiner Reizdarmsymptome erkennen kannst. Halte unbedingt fest, wann deine Periode beginnt und wann sie endet. 

Atme tief durch und achte auf deine Bedürfnisse

Puh, das waren viele Informationen. Vielleicht fragst du dich, ob du überhaupt etwas bei diesen hormonellen Veränderungen im Laufe des Zyklus tun kannst. 

Du kannst deinen Körper unterstützen, indem du auf seine Bedürfnisse im Laufe des Zyklus achtest. Nach deiner Periode und vor deinen Eisprung hast du natürlicherweise mehr Energie und dies ist die Zeit für mehr Sport und aufregende Aktivitäten.
In der Lutealphase ändern sich deine Hormone so, dass du mehr Progesteron im Blut hast. Das macht dich gemütlicher und lässt dich etwas runterfahren. Weißt du was? Du musst nicht immer 100 Prozent durchpowern. In dieser Phase kannst du dich häufiger entspannen und es dir gemütlich machen. 

Iss ausreichend

Eine zu geringe Kalorienzufuhr kann unsere Hormone aus dem Gleichgewicht bringen und unseren Körper in einen Stresszustand versetzen. Das kann deine Reizdarm Symptome noch verschlimmern.

Wenn du dir nicht sicher bist, ob du genug isst, oder keine Ahnung hast, du genug essen kannst, wenn alles, was du isst Symptome auslöst, dann lass dich von einer spezialisierten Ernährungsberaterin beraten! 

Neben einer ausreichenden Kalorienzufuhr sind auch genügend gesunde Fette wichtig für deinen Hormonhaushalt. Gesunde Fette stecken in Avocados, frischen Nüssen, Kernen und Samen, fettem Fisch und kaltgepressten Pflanzenölen wie nativem Olivenöl.


Wenn du diesen Artikel hilfreich findest, dann nimm dir einen Moment Zeit und teile ihn mit einer Freundin, die auch davon profitieren könnte. 

Ich wünsche dir alles Gute, Karoline


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